Lübeck,
Juni 2017
Lübeck steuert auf eine
Wohnungsknappheit zu
Thomas Klempau, DMB Mieterverein Lübeck

In einer Pressemitteilung vom 22.
Juni 2017 warnt der Arbeitskreis Soziales aus Anlass des
Wohnungsbau-Tages vor einer Notlage auf dem Lübecker Wohnungsmarkt, und
zwar insbesondere im Segment preisgünstiger Wohnungen mit Mieten auf
Sozialwohnungsniveau bis 5,95 Euro pro Quadratmeter. Er appelliert an
Politik, Verwaltung und Wohnungswirtschaft, nach schnellen und wirksamen
Lösungen zu suchen. Der
Arbeitskreis Soziales ist ein Zusammenschluss von
Vertreterinnen und Vertretern aus mehr als 20 sozialen Beratungseinrichtungen, die in
Lübeck ansässig sind. Er kommt mehrfach im Jahr zusammen, um soziale
Belange aus den jeweiligen Tätigkeitsfeldern zu diskutieren.
Die zunehmenden Anspannungen am
Wohnungsmarkt werden schon länger mit Sorge beobachtet. Hilfesuchende,
die sich an die Beratungsstellen wenden, sind unmittelbar von den
Entwicklungen betroffen. Die Themen fehlender Wohnraum, stark
ansteigende Mietpreise und (Eigenbedarfs-) Kündigungen haben in den
Beratungsgesprächen deutlich zugenommen mit teils dramatischen Folgen:
· Frauenhäuser
können keine Schutz suchenden Personen mehr aufnehmen, weil die bereits
aufgenommenen Personen keine eigenen Wohnungen finden.
· Obdachlosenunterkünfte
sind überfüllt, da auch für diese Personen kein bezahlbarer Wohnraum zu
finden ist.
· Mieter,
die ihre Wohnungen verlassen müssen, weil die Mietobergrenze aufgrund
einer Mieterhöhung nicht mehr eingehalten werden kann, finden keinen
Ersatzwohnraum.
· Familien
mit Kindern und Einzelpersonen haben es besonders schwer, weil es zu
wenige freie Wohnungen mit Größen bis 50 oder über 100 Quadratmeter
gibt.
· Für
Flüchtlinge mit begrenztem Aufenthaltsstatus ist es praktisch unmöglich,
Wohnraum anmieten zu können.
Die Stadt kommt potentiellen
Investoren bereits mit günstigem Bauland entgegen. Von dieser
Möglichkeit wird jedoch kaum Gebrauch gemacht, weil der Mietwohnungsbau
im unteren Preissegment angeblich nicht lohnend sei. Stattdessen
· verschärfen
Vermieter zunehmend die Anforderungen an die
Zugangsvoraussetzungen für die Anmietung einer Wohnung. Die Liste mit
den abgefragten Daten und angeforderten Bescheinigungen wird immer
länger,
· haben
Bezieher von staatlichen Leistungen kaum noch eine realistische
Chance, auf dem freifinanzierten Wohnungsmarkt gegen Mitbewerber, die
nicht im Leistungsbezug stehen, konkurrieren zu können. Das gleiche
betrifft alleinerziehende Menschen und Menschen mit
Migrationshintergrund.
Der AK Soziales fordert Politik
und Verwaltung auf:
· die
Mietobergrenzen, die im Rahmen der Leistungsgewährung nach SGB II und
SGB XII übernommen werden, den Gegebenheiten auf dem Wohnungsmarkt
anzupassen,
· den
Leistungsberechtigten bei der Aufforderung zur Reduzierung ihrer
Wohnkosten mehr Zeit einzuräumen. Eine Sechsmonatsfrist ist in
Anbetracht der stark angespannten Wohnungsmarktlage zu kurz,
· zu
veranlassen, dass so schnell wie möglich über das städtische
Wohnungsunternehmen "Trave" geförderter preisgünstiger Wohnraum in einer
Größenordnung von mindestens 1.000 Einheiten geschaffen wird, und zwar
nicht im Wege eines Ersatzneubaus, sondern im Wege einer echten
Bestandserweiterung.
Hier ein Beitrag
zu dieser Pressemitteilung in der MieterZeitung
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